Die Historie Pfaff bzgl. Nähmaschinen lässt sich bis 1862 zurückverfolgen. Allerdings nicht im Sinne einer Nähmaschinenfabrik.

Schon damals (1863) wurde angeführt, dass eine Nähmaschine aus der Werkstatt Pfaff gekommen sein soll.
Und da wären wir beim Thema: Werkstatt dürfte die richtigere Aussage gewesen sein.

Zu diesem Thema eine Recherche, die den Besitzern der Pfaff-Dokumentation bekannt vorkommen sollte.

Ab wann ist eine Fabrik eine Fabrik?

„Das Gründungsdatum eines Unternehmens ist das Datum seiner rechtlichen Gründung.“

„Das Gründungsjahr bezeichnet das Jahr, in dem ein Unternehmen, z. B. eine Kapitalgesellschaft oder ein Unternehmen, offiziell gegründet und bei der zuständigen Behörde registriert wurde.
Dieses Datum ist wichtig, da es den Beginn der rechtlichen Existenz des Unternehmens markiert.“

Kleingewerbetreibende können eine Phantasie-, Branchen oder Tätigkeitsbezeichnung für ihr Geschäft führen. Der Namenszusatz darf allerdings nicht irreführend sein. Vor allem muss er stimmen.
Wer nur eine kleine handwerkliche Produktion vorhält, darf sich nicht als „Fabrik“ bezeichnen. So die Richtlinien heute.

Denn: Wer nicht in das Handelsregister eingetragen ist, darf sich nicht „Firma“ nennen.“

Nach den oben aufgeführten Definitionen gibt es eine eindeutige Aussage. Folglich erst dann, wenn sie offiziell im Firmenregister eingetragen wurde. Sich selbst als Nähmaschinenfabrik zu bezeichnen, ohne tatsächlich eine Fabrik zu besitzen, wurde zur damaligen Zeit (1860er Jahre) von nahezu jedem Verkäufer benutzt.

Pfaff-Historie. Eine Recherche zum Gründungsjahr   Quellen siehe Pfaff-Dokumentation 2023

1862 gegründet. Allein schon deshalb eine Fehlinformation, da Kayser gegründet 1864, die älteste Nähmaschinenfabrik in Kaiserslautern war.
Quelle: Handwerkskammer Kaiserslautern 1872/73

Angeblich soll Pfaff seine erste NM 1862 gebaut haben.
Wenn überhaupt war es ein Nachbau bzw. eine NM,
die lediglich mit seinem Namen beschriftet war.

Hier das Beispiel einer Brunonia, Bremer & Brückmann, Braunschweig, die er wie viele andere Maschinen,
als Pfaff-Maschine ausgab.
Weitere Maschinen siehe Dokumentation

Es ist abgesichert, dass Pfaff ab 30.07.1864 erstmals als Nähmaschinenverkäufer in Erscheinung trat.
Allerdings bereits dort mit irreführenden Angaben.
In der Annonce steht: „selbstgefertige Nähmaschinen“ und lesen dann, dass ihm lediglich eine Agentur für amerikanische Nähmaschinen (Singer) übertragen wurde.

1865 wurde er zusätzlich Agent der Nähmaschinen von Wheeler & Wilson.
Dass er eine kleine Werkstatt in der Mozartstraße hatte kann daher nicht als Nachweis einer Fabrik angesehen werden.
Siehe Lageplan Doku.
1868/69 bringt Pfaff einen kleinen Katalog mit ausschließlich Singer-NM heraus und bezeichnet sich auf dem Deckblatt als Nähmaschinenfabrik.
Um es festzuschreiben: Es gab noch keine Pfaff-Fabrik. Es geht noch immer um Pfaff als Wiederverkäufer.

Er bezeichnet sich in Dokumenten als Blechinstrumenten und Nähmaschinenfabrik von G.M. Pfaff , obwohl er ebenfalls keine Instrumentenfabrik besaß.

Ab ca. 1872 firmierte er lt. Geschäftsbriefen, nach dem Bau seiner Fabrik, als:

G.M Pfaff Näh-Maschinen-Fabrik-Singer (siehe Doku)

D.h., er montierte Singer-Maschinen, die bereits unter dem Unterteil mit Pfaff gekennzeichnet waren und nicht von ihm gefertigt worden sein konnten.
Eine eigene Gießerei bekam Pfaff erst 1896 auf dem „neuen“ Gelände am Galgenberg. (Königstraße)
(Die historische Gießerei, das Herz der Fabrik, wurde 2024 ohne Sinn und Verstand, abgerissen!)
Ergo musste er Halbfertigteile ankaufen um NM fertigstellen zu können.
Das war nicht ungewöhnlich, da eine Vielzahl von Firmen, siehe Kayser und König, beide Kaiserslautern, die völlig gleichen Singer-NM herstellten.
Neu und erst 2024 bei den Digitalisierungen von Zeitschriften entdeckt, ein Dokument aus dem hervorgeht, dass Pfaff als Handelsunternehmen gemeldet war und seine Nähmaschinenfabrik erst am 26. März 1874 im Handelsregister eintragen ließ.

Der Begriff Nähmaschinenfabrik war eine maßlose Übertreibung. Jeder, siehe Lampel und Laubenheimer (siehe Doku), noch so kleine Verkäufer oft nur mit nur einer Nähmaschine im Angebot, nannte sich großspurig Nähmaschinenfabrik.

Inzwischen sind über 950 sogenannte „Nähmaschinenfabriken“ in Deutschland gefunden worden, von denen nur ein Bruchteil tatsächlich eine Fabrik waren. Die Literatur benennt bis 1879 nur 50 bis 60 Nähmaschinenfirmen. Doku. s. S. 62

Der uns bekannte Name: Nähmaschinenfabrik Pfaff, besteht erst ab 1880

(Umbenennung von Singer zur Pfaff-Nähmaschinenfabrik)

Handschriftlicher Nachweis von G.M. Pfaff s. Doku

Das genaue Fertigstellungsjahr der Fabrik und damit die tatsächliche Gründung der Nähmaschinenfabrik ist bisher nicht exakt nachzuweisen. Baupläne mit Fertigstellungdatum der Fabrikanlagen wurden bisher noch nicht aufgefunden
Aus einem Bericht der Handwerkskammer Kaiserslautern (Doku S. 67) geht hervor, dass bei Pfaff 1873 bereits 78 Handwerker beschäftigt wurden. Der Bericht in Verbindung mit  Annoncen in denen Pfaff am 13.03. und 20.03.1871 nach Arbeitern sucht, lässt den Schluss zu, dass Pfaff als Nähmaschinenfabrik, damit mit eigener Produktion, frühestens 1870 gegründet wurde.

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